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Junge Berliner als Gotteskrieger PDF Drucken
Freitag, den 20. Dezember 2013 um 23:21 Uhr

Berliner Kurier: Freitag, 20. Dezember 2013

Bitte schickt unsere Söhne nicht in den Tod

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Kazim Erdogan (Mitte), Claudia Danschke und Erol Özkaraca wollen nicht, dass junge Berliner in Syriens Bürgerkrieg ziehen. Foto: Horstmann

Berlin –  Es geht Angst um in muslimischen Familien: Die Angst, dass ihre Söhne nach Syrien in den Heiligen Krieg ziehen. Die Vätergruppe des Vereins Aufbruch Neukölln will dem entgegenwirken, denn mindestens 20 junge Berliner gingen in den Bürgerkrieg. Bundesweit rechnet der Verfassungsschutz mit 240.

Der Psychologe Kazim Erdogan, der die Vätergruppe leitet, hat von bizarren Anwerbemethoden gehört: Religiöse Gruppen gäben „Paradiespässe“ aus, die jedem, der in Syrien kämpfe, den Einzug ins Paradies zusichern.

In einigen Moscheen, von religiösen Organisationen und „Straßenmissionaren“ würden junge Leute angesprochen. Dass sie was wert seien, dass sie doch mal in der Moschee vorbeikommen sollen. Claudia Danschke, Extremismusexpertin vom Zentrum Demokratische Kultur: „Das geht peu à peu weiter.“

Man lade die jungen Leute ein, in Syrien am Aufbau des Gottesstaats mitzuwirken. Von Krieg sei nicht so sehr die Rede. Sie meint, dass die Syrien-Reisenden nicht unbedingt Gotteskrieger seien, eher Teil einer „Pop-dschihadistischen Untergrundkultur“, verbreitet durch Videos per Facebook und Youtube.

Haltlose junge Leute aus verkrachten Familien, ohne Schulabschluss und Beruf, die sich als „Ausländer“ herabgewürdigt sehen, seien besonders anfällig. Werber packten sie beim Gerechtigkeitsgefühl, bei humanitären Empfindungen, beim Stolz, in Syrien nicht vor „Ungläubigen“ kuschen zu müssen. Mancher will auch nur nach Syrien, um später bei den Mädchen daheim anzugeben.

Besonders radikal seien deutsche Konvertiten und „re-islamisierte“ junge Leute, die ihre Religion nicht kennen und sich ihr Weltbild aus Koran-Suren zusammenstoppeln. Die Angesprochenen werden immer jünger, die Propaganda richtet sich an 15- und 16-Jährige.

Der SPD-Abgeordnete Erol Özkaraca: „Das sind ähnliche Symptome wie beim Rechtsextremismus: Die jungen Leute fühlen sich in einer Gemeinschaft wohl, die Stärke symbolisiert.“

Kazim Erdogan rät Eltern, auf Warnsignale zu beachten – zum Beispiel, wenn der Sohn die Mutter entwertet, dem Vater vorwerfe, kein richtiger Muslim zu sein, Das Gegenmittel seien keine Tränen, keine Verbote, kein Ratsuchen bei vermeintlichen Autoritäten in der Moschee, sondern Zuwendung und Liebe: „Gebt eure Kinder nicht auf, schickt sie nicht in den Tod.“ GL

Originalbeitrag