Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
Banner
 

bs

philip morris2

NEUKÖLLN LIEST PDF Drucken
Sonntag, den 13. Juli 2008 um 15:59 Uhr
05.2008 / Feuilleton / Seite 13Inhalt

Berlin-Neukölln liest

Ein Bezirk, viele Sprachen

Daß Jugendliche aus Zuwandererfamilien in Berlin-Neukölln von nun an gemeinsam Rilke lesen, erwartet Kazim Erdogan nicht. Der Initiator der »Wochen der Sprachen und des Lesens« will etwas gegen eine »allgemeine Kommunikations- und Sprachlosigkeit« tun, die er im Bezirk beobachtet zu haben meint. Vom 18. Mai bis zum 1. Juni werden Parks, U-Bahnhöfe, Arztpraxen auf seine Initiative hin zu Lesebühnen. Es müsse jedem zunächst die Schönheit der eigenen Muttersprache nähergebracht werden, sagt der Psychologe, der seit 1974 in Neukölln lebt. »So kann ich erst dafür sorgen, daß die Leute auch Deutsch lernen.«

Mit 400 Lesungen und literarischen Veranstaltungen in vielen Sprachen, die sich an alle Generationen richten, will der Vorsitzende des Vereins »Aufbruch Neukölln« die Menschen wieder dafür sensibilisieren, wie wichtig Sprache für das Miteinander ist.

Für sie seien die Sprachwochen eine Herzensangelegenheit, sagt die Schriftstellerin und Journalistin Hatice Akyün. Sie wird neben Persönlichkeiten wie dem Neuköllner Krimiautor Horst Bosetzky, dem EU-Parlamentarier Cem Özdemir (Grüne), der deutsch-türkischen Rechtsanwältin Seyran Ates oder »Knallhart«-Autor Gregor Tessnow vorlesen. Die Autorin von »Einmal Hans mit scharfer Soße« kam 1972 im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern aus der Türkei nach Deutschland. Daß ihre Tochter auch auf eine andere Schule als die Hauptschule gehen könnte, wußten ihre Eltern, die Analphabeten waren und zu Hause nur Türkisch sprachen, nicht, erzählt Akyün. Ohne ihre Lehrer und ihre Freunde hätte sie in ihrem Leben keine Chance gehabt. »Lebensläufe wie meine dürfen nicht dem Zufall überlassen werden.«

Auf der Abschlußfeier am 1. Juni im Von-der-Schulenburg-Park wollen die Veranstalter einen Rekord aufstellen: Menschen aus mehr als 100 Nationen sollen jeweils eine Minute lang in ihrer Muttersprache einen Text ihrer Wahl vorlesen. Beginn ist 14 Uhr. Wer teilnehmen will, kann sich unter Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! JavaScript muss aktiviert werden, damit sie angezeigt werden kann. anmelden.(ddp